Startpunkt

Die Tour zum Ortler startet man in Sulden, der Weg dorthin ist ganz gut beschildert auf der Straße. Wir parken bei der Kirche im Ort auf einem Parkplatz (in der Nähe der Seilbahn Langenstein-Lift) gegenüber eines Restaurants. Das Parken ist dort gratis. Auf bergsteigen.com ist das Parken und der Aufstieg von der Seilbahn am Talschluss empfohlen, der Weg führt ebenfalls zur Hintergrathütte, man hat aber den großen Nachteil, dass man nach dem Abstieg über den Normalweg komplett am falschen Ende des Ortes sein Auto hat und entweder noch einige Zeit zu Fuß unterwegs ist, oder sich per Anhalter/Taxi hinbringen lassen muss. Daher empfehlen wir das Parken mitten im Ort bei der Kirche hinten.

Hier geht’s zum Google Maps Link zum Parkplatz >>

Beschreibung der Tour

Tag 1 – Anfahrt nach Sulden und Aufstieg zur Hintergrathütte (auf 2661m)

Vom Parklplatz auf circa 1800m geht es nach hinten Richtung Wald auf einem kleinen Weg und dann der Beschilderung folgend zur Hintergrathütte (Weg Nummer 3). Der Weg schlängelt sich in gemütlichen Serpentinen hinauf, wer gut drauf ist und Zeit sparen möchte, kann die zahlreichen Abkürzungen verwenden, die die Serpentinen miteinander verbinden. Diese gehen immer recht gerade hinauf und sollten gut ausgetreten sein, ansonsten lieber dem normalen Weg folgen!

Bei einer Abzweigung kann man dann entweder der Beschilderung weiter Richtung Hintergrathütte folgen, oder den Wurzelweg nehmen. Wir nehmen den Wurzelweg, dieser ist zwar etwas steiler, aber dafür kann man entlang des Weges sehr viele lustige Holzfiguren sehen. Am Ende des Weges tritt man aus dem Wald und steht fast an der Bergstation des Langenstein-Lifts von dessen Parkplatz man gekommen ist (und mit dem man natürlich wenn man möchte auch hinauffahren kann). Nun geht es noch ein Stückchen weiter hinauf und dann querend dem markierten Weg weiter folgend nach links. Vor einem sieht man nun die volle Pracht des Ortlers – sehr beeindruckend!

Die Querung geht zuerst über Schotter, dann noch weiter hinauf und über einen sich schlängelnden Weg über die Flanke immer weiter hinüber. Zwischendurch sieht man ein paar riesige Steinmännchen auf einem netten Platz und immer wieder grandiose Aussichten auch auf den Nachbarn des Ortlers – die Königsspitze. Nach zahlreichen Kammquerungen und teilweise ein bisschen ausgesetzten Wegstellen steht man plötzlich vor der Hintergrathütte. Das recht junge Küchenteam ist sehr nett und man bekommt bis circa 8 Uhr noch etwas zu essen. Das machen wir auch und legen uns dann um circa 22 Uhr ins Bett – früh aufstehen ist angesagt!

Tag 2 – Aufstieg zum Gipfel via Hintergrat und Abstieg über den Normalweg

Wir stehen um 3 Uhr morgens auf (so wie auch fast alle anderen auf der Hütte) und gehen ohne Frühstück um circa 3:30 Uhr gleich los. Die meisten bleiben noch zum Frühstück um 3:30 Uhr auf der Hütte und gehen dann erst weg. Mit diesem Startvorteil im Rücken sind wir in der Finsternis beim Aufstieg alleine und gehen in Richtung „Gletscherweg“, bis dieser auf dem Moränenrücken nach links unten abbiegt. Hier gehen wir dann einfach den gut sichtbaren Trittspuren und Steinmännchen geradeaus weiter nach. Der Pfad führt durch teilweise steile Schotter- und Schneefelder, beziehungsweise mit ein paar kleineren Klettereien immer weiter nach oben. Wenn man niemanden vor einem hat, ist bereits ein Gespür für die Wegfindung gefragt! Sollte man sich unsicher sein, am besten ein bisschen warten und jemanden vorlassen. Es folgen leichte Klettereien, je nach Wegwahl im 1sten bis 3ten Grad.

Am Hintegratkopf angelangt genehmigen wir uns ein kleines Frühstück und treffen bereits unsere ersten „Verfolger“. Daher lassen wir es auch gleich wieder sein und machen uns weiter an den Aufstieg. Es folgt ein großes, breites Firnfeld, das bei Schneeauflage recht bequem und ohne Steigeisen gut zu überschreiten geht. Danach über ein breites Felsband weiter nach oben bis zum Signalkopf (circa 3700m). Man steigt nicht direkt auf diesen auf, aber dennoch ein Stückchen nach oben, bis man links über ein Band (Einschnitt im Felsen und man sieht Sicherungen) hinübergehen kann (Achtung: Nicht zu früh unten queren, sehr brüchig!). Sollte man bis jetzt noch nicht angeseilt sein, und eine gute Position mit wenigen Personen vor einem innehaben, so empfehlen wir die Querung beim Signalkopf noch ohne Seil zu machen und dann erst vor der ersten Schlüsselstelle anzuseilen. Die Querung ist gut zu bewerkstelligen und es gibt danach einen guten Anseilplatz wo man stehen kann. Des Weiteren bildet sich dort meistens sowieso ein kleiner Stau und man kann daher dort dann die Zeit nutzen um sich anzuseilen.

Wir machen leider den Fehler und seilen uns in der Querung des Signalkopfes an und werden dabei innerhalb von diesen 10 Minuten von circa 20 Personen überholt. Wir überlegen umzudrehen, da eine Vielzahl an Leuten am Grat ein hohes Sicherheitsrisiko darstellt. Der Steinschlag ist durch viel loses Gestein auch ohne Fremdeinwirkung ein Thema und bei 20 Leuten geht praktisch ständig etwas ab. Des Weiteren wissen wir nicht wie die Spaltensituation ist und wollen daher nicht zu spät am Normalweg den Gletscher betreten. Der Stau löst sich dann aber schneller als gedacht und wir beschließen einfach einen gewissen Sicherheitsabstand zu wahren.

Die erste Schlüsselstelle ist eine steile, glatte, circa 4m hohe Verschneidung. Hier ist ein Haken in griffweite gebohrt. Man kann daher wenn man möchte eine Expresse und eventuell auch eine Trittschlinge einhängen und mithilfe dieser sich so weit nach oben hieven, dass man die Kette erreicht die angebracht ist. Danach einfach nach oben ziehen und man steht bereits wieder am Grat. Es gibt gute Griffe, Risse und Tritte, leider sind diese aber bereits sehr speckig, daher empfiehlt es sich ohne Handschuhe die Schlüsselstelle zu klettern und wenn man sich unsicher ist die zuvor genannten Hilfsmöglichkeiten zu verwenden.

Weiter geht es über den meist recht breiten, aber brüchigen Grat bis zum nächsten Eis-, oder Firnfeld. Dieses ist um einiges steiler, aber bei guten Schneebedingungen auch ebenfalls ohne Steigeisen gehbar. Von hier ist man nach kurzer, leichter Kletterei (3) bei der zweiten Schlüsselstelle angelangt. Diese ist unserer Meinung nach bedeutend leichter. Man hat gute Griffe uns ist nach einem beherzten hohen Tritt bereits über die Schlüsselstelle hinweg und muss nun nur mehr ein Stückchen nach rechts ausqueren – fertig. Große Personen sollten eventuell hier vorsteigen, da sie sich mit dem hohen Tritt leichter tun. Nach der Schlüsselstelle geht es wieder in leichtem 3er und 2er Gelände zum bereits sichtbaren Gipfel. Hier werfen wir uns ins Getümmel und schaffen es schließlich ebenfalls ein Foto mit dem begehrten Gipfelkreuz zu ergattern.

Den Abstieg wählen wir über den Normalweg. Bei gutem Trittschnee kann man hier weiterhin auf Steigeisen verzichten (bei so einer Tour hat man sie aber dennoch immer im Gepäck!). Man folgt dabei einfach den Trittspuren den Gipfelkamm entlang und dann den Gletscher hinab bis zu den großen Spaltenzonen. Hier ist große Vorsicht geboten, da die Spalten teilweise sehr groß sind und im Sommer durch den weichen Schnee oft immer mehr wegbricht. Der Weg geht fast bis zum Lombardi-Biwak (Ortler-Biwak). Sofern Schnee ist, kann man seitlich der Felsen über das circa 40 Grad steile Eisfeld hinuntergehen („Bärenloch“) und nach dem Felssporn nach rechts hinüberqueren. Ansonsten gibt es eine Abseilstelle bei den Felsen (laut Topo vom Normalweg sollte diese circa 20m nach dem Biwak sein).

Nun geht es über die zweite große Spaltenzone immer den Trittspuren nach eher rechts haltend bis zum Gletscherende auf circa 3200m. Hier endet der Weg auf einem Felshaufen. Die Steigeisen kann man nun ausziehen, man braucht sie nicht mehr. Rechts sieht man nun ein Fixseil – hier geht es hinüber (Achtung: sehr rutschige Stelle mit Schotter auf abschüssiger Platte!) und zum Felsaufschwung. Dieser ist aber mithilfe des angebrachten Filxseils leicht zu meistern und man quert auf nun leichterem Gelände weiter bis zur Schlüsselstelle des Normalwegs. Hier bildet sich oft ein langer Stau und man sollte mit längeren Wartezeiten (bei uns war es circa eine Stunde) rechnen. Schwächere Kletterer sollten hier am vorhandenen Haken abgelassen werden auf ein breites Band, circa 5-6m unter der Abseilstelle oder man klettert gemeinsam am laufenden Seil ab. Die Problemstelle ist circa 1m hoch, leicht überhängend und hat oben einen festen Griff an dem man sich festhalten muss, wenn man sich dann nach hinten lehnt, sieht man die vorhandenen guten Tritte. Danach geht es in leichterer Kletterei über liegende Platten weiter nach unten bis zu dem breiten Band.

Nach dieser Stelle folgt man dem Grat weiter und kommt zu einem Abbruch, der mittels Stahlketten gesichert ist. Mithilfe dieser und guter Griffe und Tritte kommt man hier schnell vorwärts. Zwischensicherungen mit dem eigenen Steil können mithilfe von Expressen eingehängt werden. Ist dieser Teil geschafft, hat man die Schwierigkeiten überwunden und geht entlang eines Weges mit ein paar leichten Klettereien (1 und 2) zwischendurch Richtung Tabarettaspitze (man geht aber nicht hinauf, sondern quert diese nur mit leichtem Gegenanstieg). Danach geht es über leichtes Gehgelände bis zur nun sichtbaren Payerlhütte gegenüber (circa 2800m).

Ab hier geht es nun auf einem guten Wanderweg bis zur Tabarettahütte (supertolle Aussicht auf die Ortler-Nordwand!) und von hier über den Weg 4 oder 8 Richtung Sulden bis zur Kirche hinunter.

Empfehlungen & Hinweise

  • Genug zu Trinken mitnehmen – es gibt auf der Hintergrathütte kein fließendes Trinkwasser, man kann aber Flaschen mit Wasser kaufen
  • Früh aufstehen (3 Uhr) wenn man konditionsstark, in der Wegfindung versiert ist und als erster an der Schlüsselstelle sein möchte, der Weg ist auch mit Stirnlampen und ein bisschen Aufmerksamkeit bis zum Aufschwung des Hintergratkopfs gut auszumachen. Ansonsten kann man auch um 4 Uhr starten wenn die anderen bereits vorausgegangen sind, somit sollte man sich vermutlich auch einiges an „Stau“ sparen
  • Man sollte versuchen, bei der Schlüsselstelle nach der Querung des Signalkopfes so wenig Personen wie möglich vor einem zu haben, sonst erhöhtes Steinschlag-Risiko und lange Wartezeiten
  • Bei den schwierigen Stellen beim Abstieg auf dem Normalweg sollte man schwächere Kletterer einfach ablassen und der Stärkere abklettern, damit spart man viel Zeit
  • Sind an einer Kletterstelle mehrere Seilschaften unterwegs, lohnt es sich mit einer kurzen Bandschlinge diese durchzufädeln und dort die Expresse oder den Karabiner einzuhängen – so können auch zwei Sicherungen hängen und diese kann ohne viel Aufwand leicht entfernt werden (das kann auch bei „Stangen“ gemacht werden, wo man normalerweise das Seil in einer Schlaufe darüber wirft)

Persönliche Anmerkung

Wir haben eine Gruppe getroffen, die offensichtlich der Kletterei nicht gewachsen waren und deshalb einzeln von ihrem Bergführer abgeseilt wurden. Diese Gruppe war nicht die einzige und das hatte zur Folge, dass sich an dieser Stelle ein enormer Stau (wir haben eine Stunde gewartet) gebildet hat. Grundsätzlich ist zu sagen, dass man eigentlich keinen Bergführer brauchen sollte, sondern man einen Bergführer engagieren sollte, wenn man keine Bergkameraden hat und daher aus Sicherheitsgründen jemanden benötigt, oder weil man sich aufgrund der Wegfindung nicht sicher ist. Aber es sollte IMMER die körperliche und mentale Voraussetzung gegeben sein, diese Tour theoretisch selbst bewerkstelligen zu können. Man bringt sonst – wie in diesem Fall eindeutig sichtbar – auch andere Bergsteiger in ein hohes Risiko, da aufgrund der vielen Wartezeiten sich die natürlichen Verhältnisse (Wetterverschlechterung, labilere Schneebrücken über Spalten wegen Wärmeeinwirkung untertags, etc.) ändern und gefährlich werden können. Das Thema Zeit ist, wie jeder erfahrene Bergsteiger weiß, ein Sicherheitsthema und kein Bequemlichkeitsthema oder Wettbewerbsdenken. Stau aufgrund mangelnder Fähigkeiten ist vermeidbar und ein Risiko für ALLE!

 

Hier geht’s zur TOPO des Ortler Hintergrats auf bergsteigen.com >>

Hier geht’s zur TOPO des Ortler Normalwegs auf bergsteigen.com >>

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