Ein „guter“ Alpinrucksack – das hat schon was. Schmaler, etwas höherer Schnitt, robustes Material, zahlreiche Befestigungsmöglichkeiten und Aufbewahrungsfächer. Geworben wird ja mit vielen Features –  aber was braucht man wirklich?

Wie ihr wisst, wollen wir nicht einfach ein Produkt nach dem anderen anpreisen, sondern euch eine Equipmentbeschreibung geben, damit ihr euch selbst entscheiden könnt. Der Königsklasse der Bergsport-Rucksäcke werden nur wenige Modelle wirklich gerecht. Vor allem Material und Verarbeitung sind beim Kauf nicht zu unterschätzen – die Ultra-Light Modelle können meistens nicht mit Langlebigkeit punkten.

Auch bekommt man in vielen „Fachgeschäften“ Ratschläge nach dem Motto: Je höher der Berg, desto größer der Rucksack. Mitnichten, müssen wir hier betonen. Unsere eigenen Alpinrucksäcke haben ca. 35L und das ist selbst für mehrtägige Biwak-Touren ausreichend. Grund dafür ist ein ausgeklügeltes Befestigungssystem. Daraus folgend sind für uns folgende Merkmale wichtig:

  • 30-40L Volumen
  • Schmaler Schnitt – dieser bietet Vorteile bei starkem Wind auf Graten und die Bewegungsfreiheit in leichtem Klettergelände wie am Großglockner, Großvenediger, etc. wird dadurch erleichtert
  • Außenbefestigungen
    • Helmbefestigung: Ja, man kann den Helm einfach irgendwie aufschnallen, aber wenn er dann ständig wackelt, lärmt und seinen Schwerpunkt verlagert, wird das über Stunden hinweg sehr unangenehm. Manchmal gibt es für den Helm nicht direkt eine Befestigungsmöglichkeit am Rucksack, sondern zusätzliches Material vom selben Hersteller, wodurch eine Befestigung ermöglicht wird (z.B. ein Helmnetz welches hinten am Rucksack eingespannt wird und den Helm auf den Rucksack drückt)
    • Wanderstöcke: Vor allem mit einem schweren Rucksack am Rücken, lernt man Wanderstöcke schnell zu schätzen. Wird das Gelände einmal herausfordernder, so ist eine sichere Befestigung am Rücken (meistens seitlich am Rucksack) ideal. Beim Kauf sollte man evnt. ausprobieren, ob man beim Tragen eines Helms nicht mit den Stöcken am Rucksack kollidiert.
    • Skibefestigungen: Ist der Alpinrucksack einmal lieb gewonnen, will man diesen auch gerne im Winter ausführen. Richtig wohl fühlt ein Alpinrucksack sich dabei, sobald es Richtung Eisrinnen und Skibergsteigen mit Überschreitungen geht. Eine Skibefestigung muss in erster Linie sicher und solide sein. Auch sollten die Ski so verstaubar sein, dass sie nicht mit dem Helm kollidieren (wir selbst haben uns stundenlang auf einer Tour damit geärgert)
    • Pickelbefestigung: Einfache Befestigungen für Pickel finden sich auf nahezu jedem Alpinrucksack. Hat man damit klassiche Hochtouren mit einem klassischen Eispickel vor, so sind die meisten dieser Befestigungen absolut ausreichend. Auch wenn es noch eine etwas luxuriösere Variante dazu gibt: Eisgerätehalterungen. Diese können natürlich auch für Pickel verwendet werden und verhindern das Herumbaumeln der Ausrüstung. Auch wird man selbst und auch andere von den spitzen Enden geschützt, welche in den kleinen Taschen verschwinden. Vor allem bei alpinen Touren im Eis (Nordwände, Alpine Eisklettertouren, etc.) eine angenehme Sache.
    • Seilbefestigungen: Die meisten Alpinrucksäcke haben diese Möglichkeit. Ideal wird das Seil in Kombination mit einer Skihalterung an den Seiten des Rucksacks befestigt. Dadurch kann das Seil längs am Rucksack entlang aufgefädelt werden und ist damit kein dicker Knäuel. Für Gletschertouren im Sommer sollte man noch berücksichtigen, sich eventuell eine größere Regenhülle für den Rucksack zu besorgen. Die, wenn überhaupt, mitgelieferten Hüllen haben nur die Größe des Rucksacks. Doch bei Regen kann sich das Seil stark mit Wasser ansaugen und wird dadurch immens schwer. Das will verhindert werden.
    • Steigeisenbefestigungen: Nicht viele Rucksäcke haben diese Möglichkeit, doch ist sie eine sehr angenehme Sache. Das Aus- und Einpacken der Steigeisen erfordert damit kein Öffnen des Rucksacks und spart damit Zeit und das Risiko, etwas aus dem Rucksack zu verlieren. Nach dem Gebrauch der Steigeisen, können diese außen abtropfen und der Rucksack bleibt trocken. Dabei ist es am besten, wenn die Steigeisen in einer Tasche aufbewahrt werden, um Verletzungen oder Beschädigungen durch das Eisen zu verhindern.
  • Trinksystem-tauglich (schmale Tasche innen im Rucksack um den Getränkebeutel zu schützen, eine kleine Öffnung bei einem Träger oder oben und Schlauchbefestigung an einem Träger)
  • Ein geteiltes Innenfach ist meist nicht erforderlich, doch sind ein Innen- und Außenfach am Rucksackdeckel sehr hilfreich: Außen für den Schnellzugriff zu diversen Utensilien wie Rettungsdecke, Regenschutz, Stirnlampe, Müsliriegel, etc. Innen ein besser geschütztes Fach für Geld, Handy, Karten, Kompass, etc.
  • Die Außenhaut des Rucksacks sollte robust und wasserabweisend sein.
Marke / Produkt Informationen
Mammut Trion Nordwand Alpinrucksack
Trion Zip, Tour, Guide und Nordwand

Mammut stellt mit seiner Trion (Damenmodell Trea) die größte Kollektion für Alpinrucksäcke aller renommierten Marken. Das ZIP-Modell ist eher auf Klettertouren ausgelegt, die Tour-Serie für Mehrtagestouren. Die Serie Nordwand sind hier die High-End Modelle. Die Nordwandserie besticht durch eine extreme Leichtbauweise (1,25kg) bei maximalen Beladungsmöglichkeiten (Modell Nordwand):

  • Tricksystem-kompatibel
  • Helmbfesteigung
  • Skibefestigung, Seilbefestigung und Eisgeräte-Befestigung
  • Steigeisen-Außentasche (Einzigartig bei allen Modellen)
  • Nachteile sind lediglich der etwas weiche Rücken und die fehlende Daisy Chain, welche man allerdings auf Grund der vielen Außenbefestigungen nicht benötigt.
  • Der Rucksack besticht durch eine gute Belüftung und extrem reiß- und schnittfestes Außenmaterial. Bei Starkregen sollte ein zusätzlicher Regenschutz mitgenommen werden, bei Schneefall und leichtem Regen ist die Außenhülle wasserabweisend.
  • Das Deckel-Außenfach ist sehr groß, das Innenfach absolut wasserdicht
  • Die Klarheit des Rucksacks spricht für sich

Anbieter – Leider nicht mehr erhältich

Deuter Guide Serie

Deuter Guide

Der Deuter Guide ist das Spitzenmodell für Alpinisten aus der deutschen Edel-Rucksackmarke. Er ist allerdings das schwerste Modell der hier angeführten Alpinrucksäcke und hat defizite bei der Helm- und Steigeisenbefestigung. Uns ist der Rucksack leider mit einer sehr unangenehmen Passform aufgefallen, da er vollflächig anliegt und keine Belüftung zulässt.

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Ortovox Alpinrucksäcke

Ortovox Peak, Trad und Traverse

Ortovox hat neben Mammut das zweitgrößte Sortiment an Alpinrucksäcken. Dabei ist ähnlich zu Mammut ein Modell eher fürs Klettern (Trad), ein Modell für lange Touren (Traverse) und ein Modell für schwere Alpintouren (Peak). Der Traverse glänzt durch seine extreme Leichtigkeit und deckt damit alles von einem großen Bergrucksack bis zu Hochtouren/leichten Alpintouren ab. Begrenzt ist man hier mit schwerem Gerät auf Grund der reduzierten Befestigungen. Das Klettermodell ist noch ein gutes Stück leichter und für schnelle Alpintouren, Bergtouren und Wanddurchstiege geeignet.

Für Hochtouren und schwere Alpintouren ist die Peak-Serie die richtige Wahl. Hier setzt Ortovox auf eine robustere Konstruktion als Mammut, worum der Rucksack auch 1,5kg wiegt. Technisch lässt der Ortovox Peak keine Wünsche offen und punktet mit seinem umlaufenden Reißverschluss. Wobei Achtung auf Hochtouren: Wer zu schnell aufmacht, kann mit Pech einiges den Berg hinuntersausen sehen.

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Gregory Alpinisto 35

Gregory Alpinisto 35

Der Alpinisto von Gregory ist schlicht gesagt ein absoluter Geheimtipp. Die Marke ist ebenfalls eine Traditionsmarke mit viel Innovationskraft. Der Gregory ist der einzige neben dem Mammut, der die Möglichkeit einer außenliegenden Steigeisenbefestigung aufweist (implementierte Tasche an der Außenhaut). Die Passform ist sehr angenehm, Größe, technischer Aufbau und Gewicht sind sehr sympathisch und lassen keine Wünsche offen. Wer sich etwas einzigartiges im Alpenraum (anderswo ist die Marke sehr prominent) zulegen möchte, ist hier genau richtig.

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Grivel Alpine Pro

Grivel Alpine Pro

Grivel bietet ebenfalls ein Alpinmodell an, welches technisch gleichwertig zu den hier erwähnten Marken/Modellen ist. Die Marke ist im deutschsprachigen Raum schwer zu bekommen. Wer sich jedoch mit Grivel Produkten bereits angefreundet hat, kann auch hier einen Blick darauf werfen. Die Bauform des Grivel ist optimal für Alpin- und Hochtouren. Er weist ebenso wie der Ortovox bis auf die Steigeisentaschen-Halterung alle Befestigungsmöglichkeiten auf. Da wir den Rucksack noch nicht besichtigen konnten, bleibt die Rückmeldung zum Material offen.

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