Das Große Grünhorn starten wir von der Konkordiahütte aus, wo wir tags zuvor eingekehrt sind. Um 5:00 Uhr geht es los und wir steigen die 477 Stufen in der Dunkelheit wieder hinab (sehr steil und unangenehm in der Dunkelheit).

Beschreibung der Tour

Nach dem Abstieg von der Hütte gehen wir zuerst den Steigspuren nach rechts folgend (Achtung gesicherte Absturzstelle) zum Grüneggfirn. Diesen dann über teilweise Schutt und Spalten, die aber umgangen werden können, hinauf bis auf circa 3100m. Hier wendet man sich nun der linken Flanke zu (geradeaus würde man über einen gut begehbaren Gletscher direkt zur Finsteraarhornhütte kommen).

Wir gehen zuerst ein Stück weiter und dann in einem Linksbogen auf das erste Schneefeld (dieser „Weg“ ist von unten gut zu sehen, da er etwas weniger steil ist). Wir queren dann bis fast ganz nach links und halten uns den Empfehlungen der Wirtin folgend auch eher links an den Felsen und gehen dort hinauf (am besten die aktuellen Bedingungen auf der Hütte erfragen). Es ist sehr steil und wenn der Gletscher blank ist, ist es für die Wadeln recht kraftraubend 😉

Wir folgen der Flanke bis zur Schlüsselstelle der Tour – die Randkluft auf den Sattel Richtung Grünegghorn. Wir haben aber Glück und die Stelle ist noch gut zu bewältigen. Oben am Sattel geht es dann weiter steil hinauf zuerst im Schnee und dann auf einer Eisflanke. Die Steigeisen werden ausgezogen und ein Stück weit noch am Grat bis zum Gipfel des Grünegghorns auf 3860m hinter uns gebracht. Leider gibt es wie so oft kein Gipfelkreuz. In leichter Kletterei mit gut sichtbaren Steigspuren klettern wir den Grat weiter entlang, bis dieser sich nach unten neigt und wieder auf ein Firnfeld trifft. Hier ziehen wir die Steigeisen kurzzeitig wieder an und steigen weiter hinunter auf die Scharte (hier befindet sich dann auch die Abseilstelle) und über einige Spalten wieder hinauf zum Grat auf das Große Grünhorn.

Hier lassen wir alles was wir für den Gipfelaufstieg nicht brauchen liegen und machen uns an den Aufstieg der noch einmal zwar klettertechnisch unschwierig ist, aber einige Zeit in Anspruch nimmt. Nach 5 ½ Stunden kommen wir schließlich am Gipfel des Großen Grünhorns an!

Der Abstieg

Eine weitere Seilschaft ist den Aufstiegsweg zurückgegangen, allerdings würden wir das nicht empfehlen (wir haben danach noch mit ihnen gesprochen), da aufgrund der Länge der Tour die Spalten später sehr gefährlich werden, da die Schneebrücken nicht mehr halten. Wenn man zur Finsteraarhornhütte weiter möchte ist daher folgende Alternative auf jeden Fall empfehlenswert:

Man geht vom Gipfel zurück bis zur Scharte. Dort ist auf einem Felsblock ein Abseilring zu sehen. Diesen benutzt man und seilt ab. Weiter unten in direkter Linie findet man einen zweiten Abseilring, aber Achtung: Hier ist über einem Köpfel links ein Stand eingerichtet, der richtige Stand ist aber ein Stück darunter rechts! An diesem zweiten Stand sieht man in Abstiegsrichtung rechts eine markante Rinne – NICHT in diese abseilen, sondern links halten! Hier sollte man weitere Abseilstellen vorfinden. Wir haben rechts abgeseilt, hier kommt man dann zu einem interessanten Stand wo schon einige Rebschnüre als Abseiler vorhanden sind. Hält man sich danach wieder steil links, kommt man wieder zur normalen Abseilpiste. Zusätzlich ist hier scheinbar eine Kletterrroute mit Bohrhaken angelegt worden,  diese können natürlich auch zum Abseilen „missbraucht“ werden, falls man die richtigen Stände nicht finden kann.

Ganz unten hat man dann noch eine letzte Hürde – die große Randkluft – zu überwinden. Hier gibt es sicher verschiedene Taktiken, wir haben uns für einen beherzten Pendler hinaus in die steile Schneeflanke entschieden. Man hängt im Seil, sofern kann wenig passieren, wichtig ist nur das man drüber kommt.

Am Gletscher angekommen geht man zuerst in Abstiegsrichtung rechts querend hinüber und dann direkt hinunter. Man muss dabei über zwei bis drei große Spalten springen. Danach geht man die Flanke hinunter in das darunter liegende Becken. Dieses geht man bis zum Ende und bevor der Gegenanstieg beginnt quert man links haltend hinaus. Auf dieser linken Seite geht man dann in Respektsabstand zu den Felsen die steilere Flanke (bei uns Blankeis) hinab und quert dann vor den Felsen ein bisschen nach rechts.

Hier sieht man bereits den Gletscher ein und kann sich den besten Weg zusammensuchen. Wir gehen direkt hinunter, vor dem ersten Schneefeld über den letzten steileren Hang hinab und dann der rechten Seitenmoräne des Fiescherfirns folgend bis auf Höhe der Hütte und dann direkt den Gletscher querend darauf zu. Auch hier muss man dann noch einen markanten Gletscherbruch bis zum Schotteraufschwung zur Hütte überwinden und geht dann einen markierten und teilweise drahtseilgesicherten Aufschwung bis zur Finsteraarhonhütte.

Empfehlungen und Hinweise

  • Früh starten – man muss so früh wie möglich bei der Schlüsselstelle der Randkluft ankommen, da hier die Schneebrücken im Lauf des Tages instabiler werden
  • Die Kletterei ist nicht schwierig (maximal II), aber die steilen und teilweise blanken Firnfelder / Gletscher und die Länge der Tour machen diese zu einem anspruchsvollen Unterfangen
  • Sofern irgendwie möglich empfehlen wir den Abstieg über die Abseilstelle, da die Bedingungen beim Abstieg über den Gletscher unter dem Grünegghorn aufgrund von Gletscherabbrüchen, instabilen Schneebrücken und Steinschlaggefahr nicht zu empfehlen sind
  • Beim Abseilen ist es sehr gefährlich wenn mehrere Seilschaften unterwegs sind (seeeehr viel Steinschlag) – daher sofern möglich mit anderen Seilschaften vorher abstimmen, sodass am besten immer nur eine Seilschaft in der Route hängt
  • Mit unserem 55m Seil ist das Abseilen gut möglich gewesen, die längste Abseilstelle ist angeblich 28m

Unsere Equipmentempfehlungen