Der Schritt vom Bergsteigen zu Alpintouren ist mindestens so groß wie zu Klettertouren. Alpintouren verlangen eine ausgesprochen hohe Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Noch wichtiger jedoch ist das Einschätzen der Situation zu jedem Zeitpunkt der Tour, vor allem bei unvorhergesehenen Ereignissen. Der überlegte Alpinist sollte für jede Eventualität ein Szenario parat haben und seine eigenen Grenzen kennen:

  • Ist man am falschen Weg: Kann ich weitergehen oder ist ein Rückzug bis zur letzten Markierung notwendig?
  • Hält das Wetter oder muss ein Rückzug angetreten werden / folgt ein Wetterumbruch: Abstieg oder Unterschlupf
  • Verletzungen durch Ausrutscher oder Steinschlag: kann die Tour fortgesetzt werden (Erste Hilfe notwendig/in geringem Rahmen) oder handelt es sich um einen Unfall unbestimmter Größe (selbstständiger Abstieg, Abstieg mit Unterstützung der Kameraden, Notruf)
  • Anpassung an das Gelände: Der Alpinist sollte die gängigen Standards zum Thema Seil- und Sicherungstechnik kennen und seine Kameraden dem entsprechend führen/begleiten. Der mündige Alpinist hat selbst unter fremder Gruppenleitung jederzeit selbst für sich zu entscheiden. Ist ein Sicherungsseil notwendig, so ist dieses korrekt zu verwenden.

Alpine Touren haben sehr oft keine echte Rückzugsmöglichkeit. So gibt es auf vielen Touren nur das Motto: Rückzug über den Gipfel. Wer in das Thema Alpintouren einsteigen will, muss jedoch keine Angst vor seiner ersten Tour haben. Es gibt zahlreiche Touren mit kurzen Alpinpassagen, bei denen man ersten Kontakt mit Ausgesetztheit und leichter Kletterei erleben kann.

Manche Touren wie die Kampenwand-Überschreitung im Chimgau bieten dabei auch mehrere Rückzugsmöglichkeiten bzw. eine sehr gute Sicherungsmöglichkeit. Als Anfänger hilft es dabei sehr, wenn man sich von einem erfahrenen Kollegen mit Ruhe und guter Lehrbegabung begleiten lässt.

Leichte Kletterei (1. und 2. Grad)

Alpintouren mit leichter Kletterei, und darunter versteht man den 1. und 2. Grad UIAA können von einem sicheren Alpinisten jederzeit seilfrei begangen werden. Meist besteht auf diesen Abschnitten ohnehin keine Sicherungsmöglichkeit, somit ist das Seil nicht viel mehr als ein Placebo und behindert das Weiterkommen bzw. verlangsamt den Aufstieg. Kletterei in diesem Schwierigkeitsgrad hat viele gute Tritte und Griffe, kann evnt. etwas ausgesetzt und leider oft brüchig sein.

Kletterei im 3. und 4.Grad

Bei Klettertouren im 3. und 4. Grad entscheidet die länge der Gefahrenstelle über die notwendige Ausrüstung und Technik. Bei Grattouren und kurzen Vorstiegsstellen ist ein 25m Einfachseil ausreichend, bei länger anhaltenden Stellen oder in absturzgefährdeten Bergflanken ist unter Umständen die Vorstiegstechnik mit einem Kletterseil notwendig. Kletterei im 3. und 4.Grad kann noch gut mit steigeisenfesten Bergschuhen/Alpinschuhen begangen werden.

Schnee- und Firnfelder

Obwohl man bei einer Alpintour keine Gletscher begeht, kann es durchaus zur Verwendung von Steigeisen auf hartem Firn kommen. Schnee- und Firnfelder sind dabei sehr tükisch und können ein tödliches Absturzrisiko bedeuten. Das Begehen mit Pickel ist daher vor allem bei Querungen und im Abstieg sehr oft vorteilhaft, sofern diese Stellen mehrfach auf einer Tour anzutreffen sind. Im Allgemeinen ist kein Pickel notwendig. Das Risiko nimmt ab einer Steilheit von 30° stark zu, da z.B. ab 40° auch weicher Schnee zum Abrutschen führen kann.

 

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