„Biwakieren ist mitunter sehr spannend, aber auch fürchterlich kalt und auszährend“, so beschreiben die großen Alpinisten des 20 Jahrhunderts meist ihre Nächte ohne Hütte am Berg. Doch mit moderner Ausrüstung kann ein Biwak auch für den Hobbyalpinisten eine durchaus gemütliche Sache werden. Wichtig dabei ist allerdings, sich Gedanken über die Tour und Biwaksituation zu machen. Bevor wir auf den Ablauf und die Ausrüstung genauer eingehen, möchten wir folgende Kriterien kurz gemeinsam mit dir durchgehen:

  • Grund: Ist das Biwak ein ungeplantes Notbiwak auf Grund eines möglichen Wettersturzes, wegen einer Verletzung oder Zeitmangel? Oder ist es ein geplantes Biwak weil man es gerne einmal (wieder) machen möchte bzw. es auf Grund der Tourenplanung notwendig ist? Je nachdem wählt man auch seine Ausrüstung aus. Grundsätzlich gilt: Ein Notbiwak soll das Überleben sichern, ein geplantes Biwak kann schon gewisse Annehmlichkeiten mit sich bringen.
  • Dauer (Nächte und Stunden pro Nacht): Die Dauer einer Biwaknacht ergibt sich hauptsächlich auf Grund der Jahreszeit, Temperatur und Gehzeiten. Auch mehrtägige Biwaktouren sind natürlich möglich.
  • Wetter: Wenn es ein Notbiwak ist, muss man für alles gerüstet sein. Bei einem geplanten (Schönwetter)-Biwak wird es deutlich angenehmer.
  • Temperatur: Beim Biwakieren ist die Temperatur neben dem Wetter der schlimmste Feind – Kalte klare Winternächte werden gefürchtet. Die Nächte können jedoch auch im Sommer unangenehm kalt werden, sofern man zu weit oben schläft. Sommer-Biwaks in mittleren Höhen bis 2500m können dabei sehr schön sein.
  • Gruppengröße: Im Schlafsack ist man doch alleine – im Biwaksack maximal zu zweit. Warum ist die Gruppengröße wichtig? Neben dem Schlafen ist die Ernährung der zweite große (Gewichts-)Faktor auf Biwaktouren. Kein Hüttenessen am Abend und in der Früh, kein Tee, keine warmen Mahlzeiten, etc. Doch wer geschickt plant, kann das alles auch auf einer Biwak-Tour bekommen. Vor allem im Winter bei Schnee bzw. Biwaknächten in Bach- oder Quellennähe kann ein guter Wasserkocher und etwas Campinggeschirr sehr viel auf den Tisch (Boden) zaubern. Dabei muss man eben für alle genug zu essen einpacken.
  • Wohlfühlfaktor: Campingsessel, dicke Luftmatratze, Höhenbergsteiger-Daunenschlafsack oder doch nur eine dünnere Primaloft-Jacke mit ultraleichtem Biwaksack: Der Komfort entscheidet über die Tour und das Biwak – aber auch umgekehrt. Und nie vergessen: Alles will selbst getragen werden. Bei schweren Kletterpassagen in Bergschuhen kann ein solcher Rucksack schon eine IVer Kletterstelle nahezu unmöglich machen.

Klassische Biwakausrüstung

Es wird jedoch wenige Personen geben, welche geplant mehrere Tage am Berg sind und auf ihren Klettertouren eine Biwakausrüstung mitnehmen. Gerade für alpine Touren, speziell wenn es sich um alpine Hochtouren handelt, sollte man sich auf wenige, sinnvolle Gegenstände verlassen:

Als Option für schlechte Wetterbedingungen kann auch ein Zelt dienen. Dies kann auch schon ab 2 Personen Sinn machen. Immerhin bekommt man so die Schuhe und das Gewand etwas trockener als im Biwaksack. Ein solches Hochtouren-Zelt wiegt im Schnitt unter 2kg und ist damit gut 1kg schwerer als der Biwaksack, bietet aber vollen Wetterschutz. Schlechtes Wetter kann nämlich mitunter auch ein sehr großes Problem werden: Durch dauernasse Socken und Schuhe werden die Füße teilweise extrem in Mitleidenschaft gezogen, quellen auf und schmerzen. Selbst leichte Kletterei kann damit sehr schmerzhaft werden. Daher ist es vor allem bei unbeständigem Wetter und Mehrtagestouren immer eine Überlegung wert ein Zelt mitzunehmen.

Der Gas-/Benzinkocher hilft zum einen beim Trocknen, beim Schnee schmelzen und ist für Tee und warmes Essen verantwortlich. Damit man auch am zweiten oder dritten Tag noch einigermaßen fit ist. Dabei kann man durchaus Gewicht sparen: Wenn man 4l Wasser (4kg) pro Person bei einer 2-Personen Seilschaft für 2 Tage im Schnee/Eis/Fels mitnehmen muss (8kg in Summe), oder 1,5l Wasser/Person und mit dem ca. 1,5kg schweren Kocher einfach Schnee schmilzt (4,5kg in Summe), kann man mit noch 2kg Trockenessen (z.B. Fertig-Nudelgerichte) mitnehmen und spart sich 1,5kg Gewicht.

Für die Wärmeleistung sollte man keine halben Sachen mitnehmen:

  • Winterdaunenjacke am Oberkörper und für den Kopf (ca. 800g)
  • Lange Unterwäsche und Expeditionssocken (gegen die Feuchtigkeit für die Beine und Füße)
  • Eine aufblasbare Matte gegen die Kälte von unten und für einen besseren Schlaf (ca. 500g)

Ist man in Gegenden unterwegs, an denen es nachts sehr kalt und tagsüber sehr warm sein kann, ist an einen Winterschlafsack zu denken. Dieser ist jedoch mehr als doppelt so schwer wie eine Winterdaunenjacke. Als Ergänzung zu einer normalen Primaloft-Jacke ist man mit 1kg Mehrgewicht am Weg. Für Bergtouren ohne schwierige Kletterstellen ist dies jedoch eine sehr gute Alternative für Biwak-Anfänger bzw. kälteempfindliche Personen.

Hier die gesamte Materialliste für eure Biwak-Nacht:

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