Die Tour startet man am Bahnhof Pontresina, hier findet man sehr viele Schilder und folgt dem Richtung Val Roseg. Man hat die Möglichkeit mit einer Pferdekutsche bis zum Hotel Roseg zu fahren (kostet aktuell 32 SFR pro Person) oder zwei Stunden zu Fuß zu gehen. Der Weg ist aber sehr schön, eben und führt an einem Fluss entlang.

Für das Parken übernehmen wir keine Verantwortung, wir haben an der Talstation der Diavolezza Bergbahn geparkt und sind dann mit dem Bus nach Pontresina. Wenn man am zweiten Tag die Palü-Überschreitung plant ist das eine gute Idee um das Auto am richtigen Ort zu haben. Allerdings weisen einige böse Warnschilder darauf hin, dass man eventuell Strafe zahlen muss. Wir glauben aber, dass dies eher im Winter gilt, wenn der Parkplatz in der Nacht bei Schneefall geräumt werden muss. Ansonsten gibt es in Pontresina auch noch zwei Parkhäuser die man nehmen kann.

Hier geht’s zum Google Maps Link zur Bergbahn Diavolezza >>

Beschreibung der Tour

Tag 1 – Aufstieg zur Tschierva Hütte

Vom Bahnhof folgt man der Beschilderung Richtung Val Roseg. Man kann entweder auf dem markiertem Wanderweg gehen, oder der Schotterstraße (Mountainbike-Strecke, bzw. Weg für die Pferdekutschen) folgen. Kurz vor dem Hotel Roseg zweigt der Weg dann links den Hang hinauf ab (Richtung Tschierva Hütte). Von nun an macht man die Höhenmeter bis zur Hütte. Es geht sehr gut markiert auf einem ausgetretenen Pfad in Serpentinen den Hang immer weiter folgend hinauf. Man geht die Seitenmoräne des nicht mehr vorhandenen Tschierva-Gletschers hinauf, bis man nach einem kurzen Steilstück einen Grashang hinauf bei der Tschierva Hütte ankommt. Die Hüttenwirtin ist sehr gut informiert über die aktuellen Bedingungen und hat bei Bedarf auch noch Bilder vom Grat bei der Hand, wo man zum Beispiel den Haifischzacken etwas näher sieht und somit Weg zum Überklettern sehen kann. Wir sehen uns auch noch kurz an wo der Weg am nächsten Tag weitergeht. Er ist aber sehr gut zu sehen und wir machen uns daher keine Sorgen. Da es bereits Ende August ist, beschließen wir erst „später“ aufzubrechen, um nicht zu lange im Dunkeln gehen zu müssen.

Tag 2 – Über den Biancograt auf den Piz Bianco und über den Piz Bernina zur Marco e Rosa Hütte

Nach einem kurzen Frühstück geht es also pünktlich um 4:30 Uhr hinaus in die Dunkelheit. Am Anfang ist der Weg sehr gut zu sehen, da viele Steinmännchen und Markierungen zu sehen sind, außerdem ist der Weg sehr gut ausgetreten. Später kommt man zur ersten Kette. Diese klettert man hinauf und folgt dann wieder dem gut ausgetretenen Pfad (man sieht zusätzlich auch Reflektoren – sehr hilfreich bei Nacht 🙂 ). Danach kommt man zu einer zweiten Kette. Direkt nach dieser Kette sieht man ein Schild, welches den Weg Richtung Piz Bernina / Biancograt weist. Diesem folgt man nach rechts. Ab jetzt wird es etwas schwieriger mit der Wegfindung. Anfangs kann man noch auf Steinmännchen und alte Markierungen achten bis man zu einem Wasserfall kommt. Diesen quert man und findet sich nach einiger Zeit in einem Geröllhang wieder, indem man keine Markierungen mehr sieht. Es empfiehlt sich ein Abstieg über gutes Blockgelände bis man in flacheres Gelände kommt und quert weiter bis man nach den steilen Felsen wieder nach links zum Beginn des Gletschers aufsteigen kann.

Je nach Bedingungen kann man (siehe Routenverlauf) eher links den Gletscher queren oder aber direkt aufsteigen und die Nordflanke vor der Fuorcla Prievlusa unter der Randkluft queren. Letzteres ist zu bevorzugen und auch auf der Tschiervahütte abgebildet. Nach dem Erreichen der Felsen geht es über eine deutliche Randkluft an den gelben Markierungen (Sicherungspunkte) vorbei zu den Trittbügeln. Hier steigen wir am laufenden Seil gesichert auf (Achtung Steinschlag im gesamten Bereich!). An der Fuorcla Prievlusa geht es mit der leichten Kletterei anfangs nordseitig los: Man quert gut ersichtlich nach rechts (westlich) in eine tiefere, breite Rinne zum Grat. Nun dem Gratverlauf folgend weiter. Es sind teilweise Bohrhaken in der Route an denen man sich orientieren kann.

Je nach Schneelage muss man den großen Turm am Ende der ersten Felspassage überklettern. Diese Unternehmung kostet leider einiges an Zeit, da der Turm relativ hoch ist und dort keine Sicherungen mehr vorkommen und diese bei Bedarf über Köpfel gelegt werden müssen (die Kletterei ist jedoch recht einfach). Am Ende des großen Turms findet man Abseilstellen. Man sollte dann bis in die Randkluft abseilen und danach wieder zum Grat aufsteigen. Dort geht es dann bei wenig Schnee wieder auf die Felsen und über den sogenannten Haifischzacken. Dieser ist wieder zum Überklettern, man steigt aber nicht ganz hinauf, sondern bei der ersten Möglichkeit über ein schönes Band wieder hinunter auf den Grat.

„Je nach Schneelage/Bedingungen“ heißt: Wenn wenig Schneeauflage ist, beziehungsweise im Spätsommer bei höheren Temperaturen, muss man über die Felsen klettern, da durch die hohen Temperaturen auch bei Schneeauflage der ostseitige Weg vorbei an den Felsen nicht empfohlen werden kann, weil die Schneeauflage mit dem Eis darunter zu rutschig werden kann durch die Steilheit des Geländes. Außerdem bestehen dann keine Sicherungsmöglichkeiten!

Nach dem Haifischzacken geht es dann auf den berühmten Firngrat. Auf Grund der Ausaperungen ist dieser im Spätsommer eher blank. Der Grat selbst ist teilweise sehr schmal und fällt auf der linken Seite steil ab. Gehen am Seil muss hier gut überlegt und beherrscht werden (Seilschaftsabsturz!). Wir haben bei den blanken Passagen mit Eisschrauben gesichert. Nach drei steileren Aufschwüngen mit flacheren Ruhepassagen dazwischen, erreicht man ohne Pausiermöglichkeit den Piz Bianco. Aufgrund des schmalen Grates ist das Überholen nur an der zweiten Steilstelle (wandähnlich) möglich.

Nach dem Piz Bianco geht es nun im Felsgelände weiter. Je nach Bedingungen ist der restliche Weg bis zum Piz Bernina nun komplett eis- und schneefrei. Daher ist es durchaus zu empfehlen vor allem im Spätsommer die Steigeisen einzupacken. Die Abseiler sind nicht zwingend, man kann auch abklettern wenn man möchte. Die Abseilstellen sind vorhanden, ansonsten geht es in leichter Kletterei noch einige Zeit am Grat entlang. Zwischensicherungen sind nicht wirklich vorhanden, man kann aber bei Bedarf wiederum an Köpfeln sichern. Von der letzten Einschartung sind es nun noch circa 150 Seilmeter bis zum Gipfel des Piz Bernina.

Der Gipfel hat wie der Piz Bianco kein Kreuz, aber ein kleines Symbol markiert den Gipfel und es gibt auch ein Gipfelbuch. Hier können einem noch zusätzliche Seilschaften begegnen, die vom einfacheren Spallagrat aufsteigen. Wir folgen diesem hinab zur Marco e Rosa Hütte. Die leichte Kletterei am Felsen (fast Gehgelände) wechselt sich mit zwei Firngratpassagen ab. Mit dem Seil sollte man vorsichtig umgehen und ein bisschen über Köpfel sichern um einen Seilschaftsabsturz zu vermeiden. Bei der steilen Felsstufe beginnen dann die Abseilstellen. Man kann nun mit kurzen Unterbrechungen 2-4 Mal abseilen bis man unten am Gletscher ankommt. Nun über den Gletscher hinunter bis zur Marco e Rosa Hütte.

Der Abstieg

Der Weg nach unten führt über die nicht zu unterschätzende Bellavista-Terrasse. Die Spaltenzone hat massiven Westalpencharakter (teilweise hausgroße, überhängende Spalten mit 30cm breiten Schneebrücken). Im Normalfall ist der Weg gut ausgetreten und damit gut zu finden. Nach der Terrasse geht der Weg hinauf Richtung Palü, oder für den Abstieg hinunter zu den Felsen der Fortezza.  Ist man am Felsgrat angekommen, sieht man nach ein paar Metern bereits die erste Abseilstelle. Auch hier kann man abklettern wenn man möchte. Es folgen Abseilstellen mit kurzen Gehpassagen, bis man wieder am Gletscher ist. Hier geht man den ersten Teil hinunter bis man auf einem Band am Fuß des Felsturms angekommen ist. Diesen umgeht man nun an seiner rechten Seite nach links (man sieht Steinmännchen), bis man auf der anderen Seite gleich wieder auf Eis kommt. Man geht dem Eis an seiner rechten Seite (nahe am Grat) folgend bis man wieder zu Felsen kommt. Hier kann man die Steigeisen wieder ausziehen, da man ein Stück auf teilweise abschüssigen Platten gehen muss. Bei Punkt 3122m empfiehlt sich der Abstieg weit rechts durch den Fels (westseitig) bis man wieder auf den nun flacheren Gletscher trifft.

Hier macht man nun einen weiten Bogen am Gletscher (Spaltenzone) bis man am Ende des Gletschers auf Punkt 2854m ankommt. Nun am besten die Steigeisen wieder ausziehen, da wieder eine längere Felspassage folgt. Man folgt den gut sichtbaren Steinmännchen den Felsen nach hinten und dann nach rechts querend bevor man den gut sichtbaren Steigspuren hinab zum kleinen See folgt. Dort findet man dahinter eine steile Rinne mit viel Geröll, welcher man hinabfolgt (wiederum den Steinmännchen folgend).

Wiederum am Morteratsch-Gletscher angekommen, sucht man sich einen Einstieg in den Gletscher. Dabei versuchen so weit wie möglich am Geröll noch nach vorne zu gelangen, damit kann man den spaltenreicheren Teil gut umgehen. Ansonsten einfach in den Gletscher einsteigen, ein bisschen in den Gletscher hineingehen um die spaltenreiche Zone zu umgehen, aber tendenziell immer so weit rechts wie möglich gehen. Dem Gletscher nun am rechten Rand folgen, bis man an dessen Ende links über den Rest der Gletscherzunge absteigt (kurze Stangen im Fels als Markierungen). Nun über Geröll und über die kleine Brücke zur Schotterstraße. Der Straße nun talauswärts bis zum Bahnhof Hotel Morteratsch folgen.

Hier findest du die TOPO für den Biancograt auf bergsteigen.com (Achtung: die Felspassagen sind länger als angegeben) >>

Empfehlungen und Hinweise

  • Muss man aufgrund der Bedingungen am Biancograt den großen Turm und den Haifischzacken überklettern, dauert die ganze Tour um einiges länger, generell ist der Weg um einiges weiter, als er auf diversen Topos wirkt
  • Die Steilheit in Zusammenhang mit dem feuchten Schnee bei hohen Temperaturen darf nicht unterschätzt werden! Die Felstürme sollten bei diesen Bedingungen auf jeden Fall überklettert und nicht über das Eis umgangen werden
  • Des Weiteren sollte bei Blankeis mit Eisschrauben zumindest am laufenden Seil gesichert werden da massive Absturzgefahr (auch durch labile Schneewechten) besteht
  • Der Spallagrat ist recht einfach zu begehen, ist man am Gipfel des Piz Bernina, ist man in zwei Stunden (aufgrund der langwierigen Abseilerei) in der Hütte angekommen
  • Im Spätsommer kann es unter der Woche passieren, dass man den Biancograt für sich alleine hat, dafür sind die Bedingungen alles andere als perfekt – wer das richtige „Biancograt“-Erlebnis möchte, sollte vermutlich den Juni/Juli zur Begehung vorziehen, dabei muss allerding mit massiven Staus gerechnet werden (wir waren Ende August komplett alleine unterwegs ;))

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